Wilhelm (1806-1884) Herzog von Braunschweig, Herzog zu Braunschweig - Bevern

Photographie von V. Angerer um 1880, H. Hannover ©

Wilhelm (1806-1884) Herzog von Braunschweig war der letzte regierende Fürst aus der Linie Braunschweig - Wolfenbüttel - Bevern. Mit seinem Tod 1884 fiel das kleine Herzogtum Braunschweig an die "Lüneburger Linie" ("Neues Haus Lüneburg"), das bereits 1866 durch Preußen entmachtete Haus Hannover. Wilhelm war der jüngste Sohn von Herzog Friedrich Wilhelm (1771-1815). Bevor aber Wilhelm die Regierung in Braunschweig antrat, regierte sein älterer Bruder Karl II. (1804-1873). Auf dem Wiener Kongress 1814/15, während der Herrschaft des minderjährigen Karls II., wurde das Fürstentum Braunschweig - Wolfenbüttel zum Herzogtum Braunschweig erhoben. Karls Regierungsstil verärgerte seine Untertanen durch zahlreiche unverständliche Entscheidungen, so dass es im Herzogtum Braunschweig 1830 zum Aufruhr kam. Karl II. flüchtete daraufhin im September 1830 nach London. Wilhelm übernahm noch im September die Regierung des Herzogtums und gab sie nicht mehr an seinen Bruder zurück. Das Verhältnis der beiden Brüder blieb bis zum Tod von Karl II. im Jahre 1873 zerrüttet. Herzog Wilhelm ließ seinen Ministern in den Regierungsgeschäften weitgehend freie Hand. Der konstitutionelle Monarch war bei der Bevölkerung sehr geschätzt. Der Herzog zog es vor, nicht zu heiraten und sich seinen Liebhabereien und den traditionellen höfischen Vergnügungen wie Jagd und Theater hinzugeben. Er soll nach seinem Tod mindestens sechs uneheliche Kinder hinterlassen haben, die er aber sehr großzügig bedacht hatte. Sein vertriebener Bruder verstarb 1873 in Genf und vermachte sein Vermögen dieser Stadt. Herzog Wilhelm ist 1884 in Sibyllenort (Schlesien) verstorben. Mit Herzog Wilhelm starb die Linie Braunschweig - Bevern und damit auch das neue Haus Braunschweig aus. Die Erbfolge ging an die hannoversche Linie, die aber aufgrund politischer Schwierigkeiten erst 1913 in Braunschweig die Herrschaft antreten konnte.
Lit. vgl.: B. Kiekenap. Karl und Wilhelm. Die Söhne des Schwarzen Herzogs. Band I.-III.;
Braunschweig 2004